Dozent: Jan v. Brevern
Andreas Reckwitz’ Studie »Die Gesellschaft der Singularitäten« ist seit ihrem Erscheinen 2017 als großer Wurf gefeiert und kontrovers diskutiert worden. Der Autor untersucht darin den Trend zum Besonderen, der sich in vielen Bereichen der Gesellschaft beobachten lasse. Ob Individualreise statt Pauschaltourismus, handwerklich hergestellte Brotsorten statt Aufbackware oder der Drang zur Selbstverwirklichung – überall werde das »Authentische« und »Einzigartige« zum Leitwert.
Diese »soziale Logik des Besonderen« ist dabei, die spätmoderne Gesellschaft grundlegend zu transformieren; selbst die politischen Verwerfungen der jüngsten Zeit lassen sich – so die These des Soziologen – mit einem für solche Singularitäten geschärften Blick besser verstehen. Für Kunsthistoriker, Kultur- und Geisteswissenschaftler ist Reckwitz’ Buch deshalb besonders interessant, weil er dem Bereich der Kultur einen besonderen Stellenwert in diesem Prozess zuweist. »Kultur spielt für die Art und Weise, in der sich die Spätmoderne strukturiert, eine ungewöhnliche Rolle.« Ungewöhnlich auch deshalb, weil hier Kunst und Kultur keine »kritischen« Enklaven sind, sondern sich als ökonomische Modelle für den neuen kulturellen Kapitalismus erweisen.
Wir werden an insgesamt fünf Terminen im Zeitraum von zwei Wochen das (ganze) Buch gemeinsam lesen und diskutieren. Ich freue mich auf Teilnehmer & Teilnehmerinnen, die
- sich für gesellschaftliche Fragen am Rande der klassischen Kunstgeschichte interessieren;
- Lust haben, sich in noch ungewohnte Problemfelder hineinzudenken und diese zu diskutieren;
- bereit sind und sich die Zeit nehmen, innerhalb von zwei Wochen ca. 400 Seiten zu lesen.
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