Ein Dorn, ein wertloses kleines,
spitzes Holzstück, wird in einer fein gearbeiteten Box aus Gold und Edelsteinen
ausgestellt, welche mit kompliziert figurierter und symbolischer Ornamentik
geschmückt ist. Ein wertvolles Artefakt zeigt so ein Objekt ohne monetären Wert
und stellt die mit diesem verbundene Bedeutung - den Glauben, dass es aus der
Dornenkrone Christi stammt - aus.
In der Gegenwart überschattet der
Kulturwert des Reliquiars (materiell) als Objekt einer musealen Sammlung, den
Andachtswert des Dorns (immateriell).
Während Reliquiar und Dorn verschiedene
Möglichkeiten des framing eröffnen
(religiös, historisch, ästhetisch, naturwissenschaftlich…), folgt dieser
Vortrag einer dreistufigen, von Jules Prown vorgeschlagenen Methode zum Lesen
eines Objekts. Überlegungen zu Fragen der materiellen Kultur werden dabei als
eine Studie durch Werte, Ideen, Einstellungen und Annahmen verstanden.
Dr. Sophie Vigneron ist seit 2002 Dozentin
an der University of Kent (UK); ihre Promotion, eine vergleichende Studie zu
Fragen des Auktionsrechts, wurde von der Universität Nancy prämiert und 2006
veröffentlicht.
Ihre Forschungsinteressen liegen in der
Verbindung von Recht und Kulturerbe, mit besonderer Beachtung des Kunstmarkts
und des Kulturgutschutzrechts.
Ihre Forschungsthemen umfassen sowohl
den Schutz von Kulturgütern und Denkmälern auf nationaler (insb. Frankreich,
England und die USA) und internationaler Ebene, wie auch die Marktregulierung.
Ihre früheren Arbeiten konzentrierten sich auf den Handel und die Rückführung
gestohlener und / oder illegal exportierter Kulturgüter (menschliche Überreste,
NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter). Derzeit arbeitet sie an einem
theoretischen Ansatz für den Kulturgutschutz als aufkommendes Studienfach. Ihre
Forschung zielt darauf ab, die Fragmentierung von Normen vergleichend zu
analysieren, um unterschiedliche Regeln für den Schutz und die Regulierung von
beweglichen und unbeweglichen Gütern, sowie materiellem und immateriellem Erbe,
kritisch zu untersuchen.
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